Woran erkennst du nachhaltige Lieferketten?

Woran erkennst du nachhaltige Lieferketten?

Weißt du, was eine nachhaltige Lieferkette ausmacht? Und wie abhängig sind wir eigentlich von internationalen Lieferketten? Wir trinken Kaffee aus Brasilien, laufen auf Pflastersteinen aus Indonesien und ein T-Shirt legt durchschnittlich 18.000 Kilo­meter zurück, bis es bei uns in den Verkaufsregalen ist. Kaum ein anderes Industrieland ist so stark in internationale Lieferketten eingebunden wie Deutschland. 

Besonders abhängig von anderen Ländern sind in Deutschland die Textilindustrie (63 Prozent), die Elektronik-Branche (45 Prozent), die chemische und pharmazeutische Industrie (39 Prozent), die Lebensmittelindustrie (37 Prozent), die Automobilindustrie (29 Prozent) und der Maschinenbau (28 Prozent). [1] 

In diesem Blogartikel erklären wir dir, wieso eine nachhaltige Lieferkette wichtig ist, aus welchen Schritten sie besteht und wieso wir sie brauchen.

Das deutsche Lieferkettengesetz 

Leider gibt es noch kein verpflichtendes, einheitliches, EU-weites Lieferkettengesetz. Deswegen plant Deutschland ein nationales Gesetz, das ab 2023 erst einmal für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeiter:innen gilt. Ab 2024 gilt es dann für Firmen ab 1.000 Mitarbeiter:innen. Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf am 3. März auf den Weg gebracht. Der Bundestag hat den Entwurf am 11. Juni 2021 beschlossen und am 25. Juni 2021 hat der Bundesrat das Gesetz gebilligt. Der offizielle Name lautet “Liefer­ketten­sorgfalts­pflichten­gesetz”. Das Ziel: den Schutz grundlegender Menschenrechte zu verbessern und insbesondere das Verbot von Kinderarbeit durchzusetzen. Auch der Umweltschutz ist wichtig, wenn er zu Menschenrechtsverletzungen führen (z.B. durch vergiftetes Wasser) oder zum Schutz der Gesundheit notwenig ist. Unternehmen müssen sind künftig für die gesamte Lieferkette verantwortlich, d.h. vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt. [2] 

Wie soll das deutsche Lieferkettengesetz durchgesetzt werden? 

Mit dem “Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle” wird die Einhaltung des Gesetzes überprüft. Sie kontrolliert die Unternehmensberichte, geht eingereichten Beschwerden nach und kann Bußgelder verhängen. Da es sich bei dem Gesetz erst einmal um einen Entwurf handelt, sind die Aufgaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle noch nicht zu 100% definiert. 

Außerdem werden durch das Gesetz die Menschenrechte besser geschützt. Betroffene können sich bei Verletzung ihrer Rechte nicht nur an das deutsche Gericht wenden, sondern auch an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. [3]

So soll Menschen, die an der Lieferkette beteiligt sind, besser geschützt werden. Es geht nicht darum, überall in der Welt deutsche Standards umzusetzen, sondern um die Einhaltung grundlegender Menschen­rechts­standards wie das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Verbot von Sklaverei und Sklavenhandel, niemand darf gefoltert werden. Jede:r hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit. [4] 

Initative “Lieferkettengesetz” - wieso brauchen wir nachhaltige Lieferketten? 

Die Initiative ist ein Bündnis, das aus mehr als 125 Organisationen besteht. Sie setzen sich gemeinsam für ein nachhaltiges, europäisches Lieferkettengesetz ein. Zu den Organisationen gehören Greenpeace, BUND, Forum Fairer Handel, WWF, Plan International und viele mehr. Sie schreiben Protestbriefe an die EU-Kommission, klären über Unternehmen auf, die Menschenrechte wegen ihrer Lieferkette verletzen und erklären wieso ein nachhaltiges Lieferkettengesetz wichtig ist. [5] 

Der mangelhafte Brandschutz in einer KiK- Zulieferfabrik in Pakistan führt zum Tod von 258 Menschen. Durch den Dammbruch bei einer brasilianischen Eisenerzmine sterben 272 Menschen – obwohl der TÜV Süd Brasilien kurz zuvor die Sicherheit des Damms zertifiziert hat. Vor einer Platin-Mine in Südafrika werden 34 streikende Arbeiter erschossen und BASF (Chemieunternehmen) macht mit dem Betreiber der Mine weiterhin Geschäfte. Überall auf der Welt leiden Mensch und Natur unter den Geschäften der Unternehmen. [6]

 

Beispiel einer Lieferkette, die nicht nachhaltig ist 

Beispiel einer nicht nachhaltigen Lieferkette

nicht nachhaltige Lieferkette

 

Wer setzt sich bereits für eine nachhaltige Lieferkette ein? 

Die ILO (International Labor Organization) und der UN Global Compact setzen sich gemeinsam für nachhaltige Lieferketten und -gesetze ein. Die ILO ist eine Sonderorganisation der Vereinigten Staaten und setzt sich für soziale Gerechtigkeit, Menschen- und Arbeitsrechte und Armutsbekämpfung ein. Die Organisation hat sogenannte “Kernarbeitsnormen” festgelegt, wie das Recht auf den Mindestlohn, Verbot von Diskrimiernierung, Verbot von Kinderarbeit und viele mehr. Der Global Compact ist eine Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Das Bündnis besteht aus 10 Prinzipien, die sich auf die Menschenrechte und den Kernarbeitsnormen der ILO stützen. Wenn du noch mehr über die Organisationen erfahren willst, dann besuche uns auf Instagram, im Highlight “Siegel erklärt” findest du eine ausführlichere Erklärung. :) [7] [8]

Kritik: Die Prinzipien des Global Compact sind Minimalstandards und die Einhaltung der Kriterien ist freiwillig. Unternehmen, die sich nicht an die Prinzipien halten, werden nicht bestraft. Es gibt nur eine Anforderung, um ein Teil des Bündnisses zu sein: Einmal im Jahr muss jedes Unternehmen über Fortschritte und Probleme in der Entwicklung des Unternehmens berichten. Wenn ein Unternehmen das nicht macht, ist es kein Teil mehr des Bündnisses.

Nachhaltige Lieferketten bei Green Polar Bear 

Auch für uns ist eine nachhaltige Lieferkette wichtig. Unsere Mission: Wir wollen dir dabei helfen, bewusste und umweltfreundliche Kaufentscheidungen zu treffen. Wir wissen bereits aus dem Blogartikel “Woran erkennst du nachhaltige Produkte?”, dass die verwendeten Materialien und die Stärkung der Kreislaufwirtschaft ausschlaggebend für die Basis von nachhaltigen Produkten sind. Wenn allerdings ein Produkte von Kontinent zu Kontinent geflogen wird, die Produktionsstätte oft wechselt und mehrere Transportwege über das Flugzeug passieren, bringen auch die Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Materialien keinen großen Mehrwert mehr. Deswegen ist die Lieferkette auch entscheidend über das Level von nachhaltigen Produkten. In unserem Blog Beitrag über die CO2 Bilanz der verschiedenen Transportmittel kannst du nachlesen, welchen Unterschied die verschiedenen Lieferwege machen. Wusstest du schon? Transportwege per Flugzeug sind 16x schädlicher als der Transport per Zugverkehr. 

Damit du transparent erfährst, welchen Lieferweg ein Produkt hinter sich hat, haben wir das Kriterium “Lieferweg” in unser Bewertungssystem eingebracht. 

Für den Schutz unserer Umwelt ist es wichtig, dass der Lieferweg so kurz wie nur möglich ist. Wir vergeben fünf von fünf Sternen, wenn das Produkt in Deutschland produziert ist, die Materialien aus Deutschland oder der EU kommen und per Schienenverkehr oder LKW geliefert werden. Wir ziehen einen Stern ab, wenn die Produkte nicht in Deutschland, aber in der EU produziert werden und die Materialien auch aus der EU kommen. [9]

Hier kannst du mehr über unsere Kriterien erfahren: 

 

Nachhaltige Lieferkette Kriterien  

Beispiel einer nachhaltigeren Lieferkette 

Wir achten darauf, dass unsere Produkte soweit es geht aus Deutschland, bzw. aus Europa kommen. Aber viele Rohstoffe können nicht im EU-Raum angebaut werden und wachsen besser in ihrem Heimatland, z.B. Bambus. Bambus ist ein wichtiger nachhaltiger Rohstoff, denn er wächst extrem schnell (bis zu einem Meter pro Tag) und ist kompostierbar. Deshalb kann jährlich eine große Menge der Pflanze gefällt werden, ohne dass Bambus gefährdet wäre. Deswegen haben wir hier eine nachhaltige Lieferkette aus China dargestellt.  [10]

 

Nachhaltige Lieferkette

 

Nachhaltige Lieferkette Wir haben unsere Partner Avoidwaste und Freigeist zu ihrer nachhaltigen Lieferkette interviewt und alle Informationen für dich zusammengefasst. 

Nachhaltige Lieferkette von Avoidwaste 

Das Team von Avoidwaste steht für “Made in Germany”. Unser liebstes “Made in Germany” Produkt ist der Jutebeutel "FCK PLSTC aus 100% Bio-Baumwolle. Er ist außerdem FairTrade, GOTS, amfori BSCI- und OEKO-TEX-zertifiziert. Das zeigt, wie sehr ihnen eine lokale Lieferketten am Herzen liegen.

Das Rohmaterial des Herstellers kommt noch zum Teil aus dem Ausland, z.B. bei auf Zuckerrohr basierenden Produkten aus Brasilien, wie die Seifendose aus Zuckerrohr. Hier achten sie auf Zulieferer, die keinen Regenwald dafür abholzen und gleichen den CO2 Ausstoß des Transports ausgleichen. Wie stellen sie das sicher?

Das Zuckerrohr wird in Brasilien angebaut. Avoidwaste vertraut dabei auf die “Sugarcane Agroecological Zoning Policy” von der Regierung. Die Regierung kontrolliert, dass Bauern und Bäuerinnen vor Ort nachhaltig mit einem möglichst geringen Wasserverbrauch arbeiten (Der benötigte Wasserbedarf wird überwiegend durch die natürlichen Niederschläge gedeckt) und es kommt kein genetisch verändertes Saatgut zum Einsatz. Zuckerrohr ist so ergiebig, dass nur 11% der potenziell nutzbaren Ackerfläche verwendet wird. 

Die Produkte werden meistens per Schienenverkehr geliefert. Avoidwaste bezieht nach wie vor ein paar Produkte aus Asien/China, z.B. Produkte aus Edelstahl. Das ist zum Teil schneller als per Schiff und natürlich viel ökologischer als der Flugweg. Da sie nur noch ganz selten etwas aus China beziehen und die Produktion immer mehr nach Deutschland verlagern, kommt es aber gar nicht mehr so häufig zu dieser Entscheidung. [11]

Außerdem arbeitet Avoidwaste mit dem Partner “Forto” zusammen. Forto ist ein Logistikunternehmen, das Unternehmen hilft, in einer globalen Lieferkette zurecht zu finden, und den Lieferweg transparent zu verfolgen. 

Wenn du noch mehr über Avoidwaste erfahren willst, dann klicke hier.

Nachhaltige Lieferkette von Freigeist 

Bei ihrer Lieferkette setzt Freigeist (wenn möglich) auf Schiffsverkehr und dabei auf die größeren “Player” am Markt, z.B. DBSchenker. Ihnen ist klar, dass Containerschiffe einen negativen Effekt auf die Umwelt haben. Da aber auf das Schiff sehr viele Produkte passen, bleibt der ökologische Fußabdruck pro Produkt klein. Außerdem wollen immer mehr Flotten CO2 neutral und nachhaltiger werden. So arbeitet Freigeist mit dem Logistik- und Transportunternehmen MAERSK zusammen. MAERSK arbeitet an der Einführung von Methanol betriebenen Containerschiffen*[12]

Dahingegen ist der Schienenverkehr die zweite Alternative für Freigeist. Freigeist bemängelt, dass der Güterverkehr in großen Teilen außerhalb Deutschlands von Dieselloks bewerkstelligt wird. Das ist in ihren Augen nicht nachhaltig. Bei Freigeist müssen sich alle Produktionspartner zur Zahlung fairer Löhne und Sozialstandards verpflichten. Um eine Vertrauensbasis zu schaffen und einen direkten Einblick zu gewinnen ist Freigeist, soweit die Corona Situation erlaubt, mindestens einmal jährlich vor Ort und kontrolliert die Kriterien. Zu den sozialen Kriterien gehört die Zahlung von Mindestlöhnen. Es wird außerdem für alle Aufgaben Sicherheitsausrüstung vom Arbeitgeber bereitgestellt (Gehörschutz, Schutzkleidung wenn nötig, Schutzbrillen, Handschuhe etc.). Dies müssen die Arbeiter sonst oft selbst kaufen und verzichten deshalb gerne darauf. Die Arbeiter:innen dürfen maximal 6 Arbeitstage pro Woche arbeiten und es gibt eine Lohnfortzahlung im Falle eines Betriebsunfalls.

Wenn du noch mehr über Freigeist erfahren möchtest, dann klicke hier

Also warum sind nachhaltige Lieferketten wichtig? 

2023 wird es ein deutsches Lieferkettengesetz geben, Menschenrechte und die Umwelt werden besser geschützt und Unternehmen sollten für ihr Handeln Verantwortung übernehmen. 

Was ist für eine nachhaltige Lieferkette wichtig? Zum einen, dass die Arbeiter:innen fair bezahlt werden und sie nicht mehr zu katastrophalen Arbeitsbedingungen schuften müssen, die ihrer Gesundheit und der Umwelt schaden. In den Weinbergen in Südafrika, können Arbeiter:innen sich kaum einer Gewerkschaft anschließen und wohnen oft ohne Strom und fließendes Wasser. Sie bespritze die Reben mit Pestiziden ohne Schutzanzüge und Masken. Der gesetzliche Mindestlohn auf den Weingütern liegt in Südafrika bei 7,04 Rand pro Stunde, das sind etwa ein US-Dollar. Zum anderen, dass auch die Transportwege so kurz wie nur möglich gehalten werden. Am nachhaltigsten ist es, wenn wir die meisten Produkte aus Deutschland und der EU beziehen würden. Doch leider wachsen einige wichtige Rohstoffe nicht in diesem Gebiet und die Fläche in Deutschland oder auch Europa würde uns nicht alle versorgen können. Deshalb kann es von Vorteil sein, auf Rohstoffe aus dem Ausland zuzugreifen. Dabei ist es wichtig, dass solche Produkte auf den schnellsten Weg nach Deutschland gelangen und vorzugsweise per Schienenverkehr transportiert werden. [13]

 

Du willst noch mehr über unsere Produkte und deren Herkunft erfahren? Wir kommunizieren auf unserer Website und auf Social Media offen über unsere Produktbewertungen und berichten über Fortschritte. Folge uns für mehr Informationen auf Instagram und Facebook, damit du keine Neuigkeiten verpasst. :)

 

*Bei Methanolschiffen, werden die Dieselmotoren zur Methanol-Verbrennung umgebaut. Der Vorteil von Methanol: Bei der Verbrennung gelangen deutlich weniger Rußpartikel in die Luft als bei Benzin, Diesel oder Schweröl, weshalb diese Schiffe klimafreundlicher sind. [12]

 

[1] https://www.bmz.de/de/entwicklungspolitik/lieferketten

[2]  https://www.bmz.de/de/entwicklungspolitik/lieferkettengesetz 

[3] https://www.bmz.de/de/entwicklungspolitik/lieferkettengesetz 

[4] https://www.bmz.de/de/entwicklungspolitik/lieferkettengesetz 

[5] https://lieferkettengesetz.de/ 

[6] https://lieferkettengesetz.de/fallbeispiel/made-in-pakistan/ 

[7] https://utopia.de/ratgeber/ilo-kernarbeitsnormen-die-prinzipien-einfach-erklaert/ 

[8] https://www.globalcompact.de/ 

[9] https://greenpolarbear.org/pages/ueber-uns 

[10] https://bambuslife.de/bambus-nachhaltig/ 

[11] https://avoid-waste.de/pages/zuckerrohr 

[12] https://www.ndr.de/nachrichten/info/Methanol-statt-Diesel-So-faehrt-ein-Schiff-klimafreundlich,methanolschiffe100.html  

[13] https://www.sueddeutsche.de/leben/suedafrikas-weinbau-wein-und-wahrheit-1.1136176